Do birds tango?

Rhythmus als Ausdruck von Gefühlen:
Do birds tango? Biological origins of rhythm as a carrier of emotions

Arbeitsgruppe am Exzellenzcluster Languages of Emotion der Freien Universität Berlin

Constance Scharff – wissenschaftlich-künstlerische Leitung
Julian Klein – künstlerisch-wissenschaftliche Leitung
Anjelik Capar, Chuiwan Cheung, Cynthia Gotzel, Anna Hohmann, Henrike Hultsch, Alexander Schoof, Robert Ullrich, Mareike Vennen – wissenschaftlich-künstlerische Mitarbeit
Alexandra Deutschmann, Fernanda Farah, Kristina Lösche-Löwensen, Susanne Paul, Mariel Jana Supka, Hollis Taylor, Peter Votava – künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeit

Rhythmen in der Musik und in der Sprache können Men­schen verschiede Emotionen vermitteln. Wenn ein männli­cher Singvogel mit seinem Gesang ein Weibchen anbalzt, singt er in einem anderen Rhythmus als wenn er sein Revier gegen Rivalen mit Gesang verteidigt. Liebesgesänge folgen also auch bei Vögeln einem anderen Takt als Kampfgesänge. Welche Bedeutung haben diese Unterschiede für die Vögel? Verbinden Vögel damit auch Emotionen? Zebrafinkenweibchen wählen das Männchen, das am „schönsten“ singt. Welche Rolle spielt bei der Gattenwahl der Rhythmus des Sängers? Wie emotional ist die Entscheidung? Ziel der Arbeitsgruppe ist, die individuellen rhythmischen Interpretationen der Vogelgesänge mit dem rhythmischen Ausdruck von menschlichen Musikern zu simulieren und zu vergleichen.

Aufzucht-Experiment mit Zebrafinken-Männchen

Junge Zebrafinkenmännchen lernen singen, indem sie einem Vorbild – ihrem Vater – zuhören und dessen Gesang imitieren. Was geschieht, wenn anstatt ei­nes Zebrafinkenvaters eine Musikermutter eine Zebrafinken-Gesangskomposition auf einem Musikinstrument vorspielt? Werden die Rhythmen der Finkenmusik nachgeahmt? Sechs Musiker haben die besonderen prosodischen Charakteristi­ka des Zebrafinkengesangs wie Metrum und Rhythmus auf ihrem jeweiligen Instrument gelernt und ein von ihnen per Hand aufgezogenes Zebrafinkenmännchen darauf geprägt.

Kompositionsexperiment mit Zebrafinken-Weibchen

Jedes Zebrafinkenmännchen hat einen individuellen Ge­sang. Weibchen ziehen gewisse Gesänge anderen vor. Welche Gesänge können Weibchen sich ‚komponieren’, wenn ihnen die Möglichkeit dazu gegeben wird? Wir haben zwei auffällige Tasten an einen Käfig montiert, die mit dem Schnabel ausgelöst werden können und daraufhin kurze Ausschnitte von Zebrafin­kengesängen abspielen. Wenn ein Weibchen sich für eines der beiden Angebote entschieden hat, kann sie durch weiteres Tastendrücken zwei verschiedene Fortsetzungen ihrer gewählten Sequenz hören. In einem weiteren Schritt haben die Weibchen auch die Wahl zwischen Klängen, die im Gesang ihrer Artgenossen nicht vorkommen.

Radiofeature:

Tanja Runow / Marcus Gammel: Die Vögel – Luftbewohner und ihre Hörer – eine Radiovoliere,
Deutschlandradio Kultur Hörspiel/Klangkunst
2010

(Ausschnitt der Ursendung am 7. Mai 2010)